GSK-Varianten

Das Gruppentraining sozialer Kompetenzen (GSK) wurde ursprünglich für selbstunsichere Klienten entwickelt. Bedingt durch die modulare Struktur des Trainings ist die Anpassung an andere Zielgruppen relativ einfach. Geändert werden müssen neben einigen Arbeitspapieren oft die Rollenspielsituationen. Wir möchten versuchen, hier die geänderten Arbeitspapiere für spezifische Gruppen zum Download bereitzustellen und Erfahrungsberichte zu publizieren. Deshalb hier noch einmal die Bitte an alle Trainer, die eine solche Modifikation schon einmal durchgeführt haben, uns eine Nachricht zukommen zu lassen. Am besten wäre es natürlich, wenn die Arbeitspapiere schon in elektronischer Form vorlägen.
 Varianten des Gruppentrainings sozialer Kompetenzen

Inhaltsverzeichnis:


Zielgruppe: Kinder (Autoren: Karin Lübben und Ulrich Pfingsten)

Auf Grundlage des GSK wurde eine kognitiv-verhaltenstherapeutische Trainingskonzeption für sozial unsichere Kinder entwickelt, sie sich in mancher Hinsicht als Alternative zu den weit verbreiteten Trainingskonzepten anderer AutorInnen versteht. Diese GSK-Variante basiert auf empirischen Erkenntnissen zur Wirksamkeit sozialer Kompetenztrainings bei Kindern (Beelmann et al. 1994) sowie auf einer gründlichen Aufarbeitung der gesicherten Erkenntnisse zu den speziellen Verhaltensproblemen sozial ängstlicher Kinder (Lübben & Pfingsten, 1999).
Eine Zusammenstellung mit Informationen und Materialien zum Gruppentraining für sozial unsichere Kinder können hier heruntergeladen werden. Es bezieht sich vor allem auf Kinder im Alter von etwa 9 – 12 Jahren, kann aber auch an andere Altersgruppen angepasst werden.     ↑nach oben

Literatur:
Beelmann, A., Pfingsten, U. & Lösel, F. (1994). Effects of training social competence in children: A meta-analysis of recent evaluation studies. Journal of clinical child psychology, Vol. 23, 260-271.
Lübben, K. & Pfingsten (1999). Soziale Kompetenztrainings als Intervention für sozial unsichere Kinder. In: J. Margraf & K. Rudolf (Hrsg.), Soziale Kompetenz – Soziale Phobie (S. 145-169). Hohengehren: Schneider Verlag.


Zielgruppe: Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren (Autoren: Rüdiger Hinsch und Barbara Jürgens)

Geändert wurden einige Arbeitspapiere und die Rollenspielsituationen. Sie können als Zip-Datei (pap_jug.zip, Größe 29 Kb) heruntergeladen werden. Alle Papiere sind DOC-Dateien im Format Winword 6 bzw. 7. und mit Hilfe der Tabellenfunktion erstellt worden.     ↑nach oben


 Zielgruppe: Jugendliche (Autor: Detlev Gagel)

Geändert wurde das Diskriminationstraining (Jakubowski-Test) und die Rollenspielsituationen. Die Arbeitspapiere wurden uns von Detlev Gagel zur Verfügung gestellt. Auch hier handelt es sich um Dateien im Winword 6 Format: Gagel.zip (Größe19 Kb).    ↑nach oben


Zielgruppe: Mehrfach Behinderte (Autor: Volker Brattig)

Gruppentraining zum Erwerb kompetenten Sozialverhaltens
 im Rahmen beruflicher Rehabilitation
 – Kurzdarstellung –

1. Ausgangssituation

Dies Gruppentraining wird in einer Einrichtung zur beruflichen Rehabilitation mehrfach behinderter junger Menschen durchgeführt. Den Schwerpunkt der beruflichen Rehabilitation einer solchen Einrichtung – im Berufsbildungswerk – bildet die Erstausbildung dieser Klientel. Der überwiegende Teil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist mehrfach behindert. Die individuellen Entwicklungsbedingungen haben bei vielen Rehabilitanden/Rehabilitandinnen dazu geführt, daß sie häufig ein geringes Selbstwertgefühl und ein negatives Selbstkonzept haben. Es hat sich deshalb zumeist kein kompetentes Sozialverhalten herausgebildet. Diese Defizite im Sozialverhalten wirken sich sowohl im Ausbildungsbereich als auch im privaten Bereich ungünstig aus.

2. Anforderungen an das Training

Bei der Auswahl des Trainings mußte die Besonderheit der Klientel in bezug auf ihre Lern- und Leistungsfähigkeit sowie auf ihre Motivationslage berücksichtigt werden. Die Lern- und Leistungsfähigkeit der Rehabilitanden/Rehabilitandinnen in einem Berufsbildungswerk ist behinderungstypisch eingeschränkt. Dies gilt insbesondere auch für das Verständnis theoretischer Zusammenhänge. Die Erläuterungen müssen deshalb zum besseren Verständnis anschaulich vermittelt werden. Die Motivation zur Teilnahme am Training ist nicht sehr „ich-nah“. Häufig liegt eine starke extrinsische Motivation durch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Einrichtung vor, die den Teilnehmer/Teilnehmerinnen nahelegen, dieses Training für sich zu nutzen. Aus diesem Grunde dürfen im Rahmen des Trainings keine hohen Vorgaben für einen Selbsterfahrungsanteil verpflichtend gemacht werden.

Nach einer Recherche von Traingsprogrammen für das geplante Gruppentraining bot sich das Gruppentraining für soziale Kompetenz (GSK) von Pfingsten und Hinsch (1991) an. Diesem Gruppentraining liegt ein verhaltenstherapeutisches Konzept zugrunde. Dieses Gruppentraining kann flexibel auf Teilnehmergruppen abgestimmt werden. So können mündliche Erläuterungen und schriftliche Vorgaben den sprachlichen Möglichkeiten der Teilnehmer/Teilnehmerinnen angepaßt werden. Sprachliche Erläuterungen können teilweise durch anschauliche Zeichnungen verständlicher gemacht werden. Um die Umsetzung von Hausaufgaben zu effektivieren, ist es hilfreich, einen Abschnitt zur Erklärung von Vermeidungsverhalten und dessen Wirkung zu ergänzen. Unter Berücksichtigung der Konzentrationsfähigkeit und Belastbarkeit der Teilnehmer/Teilnehmerinnen kann die einzelne Gruppeneinheit auf 75 Minuten verkürzt werden.

3. Auswirkungen des Trainings

Um zu überprüfen, welche Auswirkungen das Gruppentraining auf das Verhalten, die Gefühle und die Einstellung der Teilnehmer/Teilnehmerinnen hat, werden zum einen der Unsicherheitsfragebogen von Ullrich und Ullrich (1987) und ein überarbeiteter Problemfragebogen von Sander und Lück (1974) an die Teilnehmer verteilt. Beide Fragebögen werden vor und nach dem gesamten Gruppentraining ausgegeben. Die Auswertung der Problemfragebögen ergibt, daß bei Teilnehmern häufig deutliche Entlastungen eintreten. Die Ergebnisse sprechen für eine positive Entwicklung im psychosozialen Bereich. Die positiven Entwicklungen schlagen sich in den verschiedenen Aspekten sozialer Handlungskompetenz nieder. Einzelne Teilnehmer/Teilnehmerinnen machen in der Regel Fortschritte bei einzelnen dieser Aspekte, z. B.: stellen sie eine verbesserte Kontaktfähigkeit fest, sind in der Lage, besser Forderungen zu stellen und durchzusetzen, beobachten eine Zunahme der Entscheidungsfähigkeit oder eine Verringerung der Angst vor Blamage und Mißerfolg.

Brattig Evaluation
Vergleich von Befragungen vor und nach dem Training zweier Gruppen aus 1999 und 2000. Es waren 11 Fragebögen auswertbar.

Die regelmäßig erfragte Bewertung des Gruppentrainings über Feedbackbögen ist grundsätzlich positiv. Im Vordergrund steht dabei die gestiegene Zufriedenheit der Teilnehmer/Teilnehmerinnen mit sich selbst. Als hilfreich wird die Besprechung von Verhaltensweisen erlebt. Als problematischer Faktor werden „Hausaufgaben“ gesehen.

4. Modifikationen

Um die Teilnehmer für die Videoaufnahme der Rollenspiele zu motivieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine Möglichkeit ist, daß die Rollenspiele der Moderatoren, die jeweils als Modell bei einem neuen Verhaltensabschnitt eine Rollenspiel vorführen, auch auf Video aufgezeichnet werden und anschließend besprochen werden. Die anschließende Besprechung des aufgezeichneten Modellrollenspiels kann dazu dienen, die Wahrnehmung der Teilnehmer/Teilnehmerinnen von Verhaltensweisen auszubauen, indem das Video mehrmals vorgespielt wird. Einen besseren Zugang zu der Videoaufnahme können Teilnehmer auch dadurch bekommen, daß sie bei der technischen Handhabung mit einbezogen werden.

Um die Vertrautheit der Gruppenmitglieder untereinander zu erhöhen, kann der Einsatz von Interaktionspielen nach Vopel (1992) sinnvoll sein. Vorzugsweise können Rollenspiele aus den Bereichen „Akzeptierung und Angstabbau in der Anfangsphase“, „Wahrnehmen und Kommentieren“ und „Entwicklung von Vertrauen und Offenheit“ entnommen werden. Die Teilnehmer/Teilnehmerinnen können so auf spielerische Weise Erfahrungen in der Gruppe sammeln.

Für die verschiedenen Rollenspielsituationen hält das Gruppentrainingsprogramm viele Beispiele vor. Einige dieser Beispiele liegen außerhalb des Erfahrungshorizontes der Teilnehmer/Teilnehmerinnen. Diese Beispielsituationen wurden herausgenommen, dafür wurden einige  neue Beispielsituationen formuliert, die sie leichter mit ihren eigenen Erfahrungen in Verbindung bringen können. Hier gibt das Trainingsmanual eine gute Grundlage für eine flexible Anpassung an die jeweilige Klientel.

5. Diskussion

Pfingsten und Hinsch schreiben in ihrem Buch: „Aus der ersten Gruppe lagen nur von vier Teilnehmern vollständig auswertbare Daten vor. Trotzdem können die vorliegenden Daten als Hinweis auf die Wirksamkeit des Trainings gewertet werden.“ (Pfingsten & Hinsch, 1991, S. 148). auf der folgenden Seite erscheint dann eine Grafik, allerdings ohne Zahlenwerte. Die Säulengrafik zeigt eine völlig vergleichbare Ausprägung der Säulen, wie in den von mir erhobenen Daten. Aus diesem Grund ist es gerechtfertigt den Schluß zu ziehen, daß die modifizierte Form des Trainings erfolgreich zur gewünschten Verhaltensänderung führt.

Anmerkung von Rüdiger Hinsch:
Zur besseren Visualisierung des Trainingskonzepts wurden von Herrn Brattig auch als Ergänzung bzw. als Ersatz für die im Buch enthaltenen Grafiken einige originelle Flipchart-Bilder eingesetzt.        ↑nach oben

Literatur:
Brattig, V. (1997). Gruppentraining zum Erwerb kompetenten Sozialverhaltens im Rahmen beruflicher Rehabilitation – Ein Erfahrungsbericht. Verhaltenstherapie und psychosoziale Praxis, 29, 407-417.
Pfingsten, U. & Hinsch, R. (1991). Gruppentraining sozialer Kompetenzen (GSK). Weinheim: Psychologie Verlags Union
Ullrich de Muynck & Ullrich (1987). Das Assertiveness-Trainings-Programm ATP, Einüben von Selbstvertrauen und sozialer Kompetenz, Teil 1-III. München: Verlag J. Pfeifer.
Vopel, K. W. (1992) Interaktionsspiele. Salzhausen: Iskopress


Das GSK als Selbssicherheitstraining für Gefangene im Strafvollzug (Autor: Jörg Thomalla)

Diese Abwandlung des GSK wurde für ein spezielles Klientel erstellt: Männer, die eine Haftstrafe verbüßen und sich in sozialen Situationen unsicher-vermeidend verhalten. Es handelt sich also weder um ein Anti-Aggressions- noch um ein Resozialisierungstraining, sondern um ein Selbstsicherheitstraining für den „Knast-Alltag“.

Behandelt werden zwei Situationstypen:

  1. Sich selbst vertreten (SV), entspricht in etwa dem Typen „Recht durchsetzen“ des Original-GSK;
  2. Andere ansprechen und bitten (AB), ähnlich dem Typen „Um Sympathie werben“ des Originals.

Unterschiede zum Original-GSK bestehen neben der Modifikation der Situationstypen vor allem in der inhaltlichen Überarbeitung der Modellsituationen und Rollenspiele zu Szenen, die häufig im „Knast“ vorkommen (wobei die meisten Rollenspielsituationen so konstruiert sind, daß sie auch „draußen“ handeln können, je nach Wunsch des Teilnehmers).

Beispiel: Rollenspielsituation vom Typ „Sich selbst vertreten“ (SV):

SITUATION:
Jemand (Bekannter/Arbeitskollege) will Ihnen etwas „verticken“ (Armbanduhr oder ähnliches). Sie hören sich sein Angebot an, haben aber überhaupt keinen Bedarf und lehnen ab.

Soll handeln: Im Knast / woanders und mit einer Schwierigkeit von:

INSTRUKTION:
Sehen Sie ihn an, wenn Sie ablehnen, und lassen Sie sich auf keine Diskussion ein. Wiederholen Sie gegebenenfalls, daß Sie das Objekt nicht kaufen wollen. Sollten Sie sich durch sein Verhalten unter Druck gesetzt fühlen und sich ärgern, so teilen Sie ihm das mit.

Außerdem wurde eine Übung mit ins Programm aufgenommen, in der die Teilnehmer ihre persönlichen (Grund-) Rechte kennenlernen und reflektieren sollen.

Das Training ist auf sechs Sitzungen zu je ca. 150 Minuten verteilt (bei max. fünf Teilnehmern und einem Trainer oder zehn Teilnehmern und zwei Trainern). Eine Einführungsveranstaltung (ca. 60 Minuten) kann vorab durchgeführt werden.

Eine Evaluationsstudie im geschlossenen Erwachsenenstrafvollzug (JVA Schwerte/NRW) mit freiwilligen Teilnehmern zeigte die Brauchbarkeit dieser GSK-Version auf. Die Teilnehmer beurteilten das Training überwiegend positiv. Fragebogenerhebungen wiesen eine signifikante und relevante Verringerung der sozialen Unsicherheit der Teilnehmer aus. Allerdings zeigten sich auch Schwachpunkte des Trainings (die Rollenspielsituationen erweisen sich als „zu leicht“; das Entspannungstraining wurde von den Teilnehmern nur wenig angenommen). Insgesamt aber kann das Training als ökonomisch-effektiv und „ausbaufähig“ bewertet werden.

Eine Zusammenstellung mit näheren Informationen und Materialien zum Training können heruntergeladen werden.     ↑nach oben


Selbsicherheits- und Kommunikationstraining

Modifikation des Manuals „Gruppentraining sozialer Kompetenzen“ (Anja Krüger, Katja Kopietz, Angelika Parsow & Hans Röttgers)
Medizinisches Zentrum für Nervenheilkunde, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Philipps-Universität Marburg

Download des Manuals und einiger Arbeitspapiere (32 KB).     ↑nach oben